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Leben zwischen der alten und neuen Welt
Für Viele unbegreiflich: aus dem abgesicherten Wohlfahrtstaat Deutschland auf die andere Seite des Globus hinein in ein sogenanntes "Schwellenland"? Warum so etwas eigentlich machen (wollen)? Wir wurden und werden oft gefragt: warum seid Ihr denn gerade nach Costa Rica gereist? Und wir antworten dann: warum nicht?

Alles hat eine (Vor)Geschichte
In Deutschland arbeiteten wir bereits in jungen Jahren sehr hart und das hatte auch für uns positive wie negative "Folgen": wir waren bereits in jungen Jahren strebsam, lebten auf einem sehr hohen Standard, gaben deshalb viel Geld für allerlei Annehmlichkeiten aus, aber wirklich "glücklich" waren wir in diesem Hamsterrad nie.

Der Traum aus diesem Kreislauf herauszukommen und ein anderes Leben einzutauchen, war aber immer wieder ein Thema: so bereisten wir ganz jung in den frühen 80ern bereits die USA und waren inspiriert vom "American Way of Life". Das war die Zeit Ronald Reagan's, der dem Land eine ganz eigene Aufbruchstimmung gab und uns disziplinierte Deutsche faszinierte. Ganz besonders den Sunshinestate Florida hatten wir für fast ein Jahrzehnt in unser Herz geschlossen und es war das jährliche Sehnsuchtziel für fast ein jahrzehntelanges Reisen.

Die bunte Mischung aus der Miami Vice Kulisse, dem natürlichen Charme der Menschen, die so gar nicht das konservative Amerika verkörperten, faszinierten uns. Wir hatten dort auch schnell Kontakt zu Ausgewanderten und der in dieser Zeit einzigartigen Lebensart. "Den endgültige Schritt" ins Neue haben wir damals nicht vollzogen und beendeten diesen Traum.

Als wir ca. 50 Jahre alt waren, hatten wir bis dahin viele Länder dann als Touristen besucht. Asien, USA, Karibik, Kanada und viele Länder um Deutschland herum. Und wir waren dann doch Deutschland überdrüssig und im Kern noch immer unzufrieden. Und deshalb haben wie so Viele überlegt, was man "mit dem Rest des Lebens" denn machen kann. Jetzt war die Zeit: nach dem 50. Lebensjahr nahm das Thema "Auswandern" konkrete Gestalt an.

Unsere Wünsche
waren: keine ausgesprochen hohe Armut, vergleichsweise hohe Bildung der Bevölkerung und politische Stabilität ohne Armee. Keine Atomkraft. Gute Versorgung im Krankheitsfall. Immer gutes Wetter und trotzdem nicht zu heiß und vor allem eine gute Flugverbindung nach Europa. Zivile Aufenthaltsbedingungen und vor allem hohe Technisierung (schnelles Internet ein Muss).

Costa Rica war ein reiner Zufall
Und ein spannender dazu. Und hat viele unserer Kriterien erfüllt. Und schon waren unsere Koffer gepackt. Wie ein Virus infizierte uns die erste, die zweite, die dritte Reise ins Land und viele weitere danach. Außerdem: wir essen gerne und geben auch dafür gerne Geld aus und die erlebte Gastronomie hier, das herrlich frische Gemüse auf den Märkten und der ausgesprochen hohe Lebensstil hier im Zentraltal, gaben uns dann den letzten "Schubs".
Auf einen unserer anfänglichen Reisen haben wir gezielt viele Auswandererfamilien besucht, die sich "abseits" angesiedelt haben und damit einen  gänzlich anderen Lebensstil pflegen als wir in unserem bisherigen Leben. Und diese Erlebnisse ernüchterten uns sehr, da denen meist das Geld fehlte oder die Lebensweise soziale Kontakte verhinderte.

Nein, in Costa Rica lebt man besser "in der Mitte".
O.K.: nach vielen Jahren pilgern wir auch nicht mehr regelmäßig in die Nationalparks und sind auch nicht mehr über jeden Affen oder ein Faultier entzückt. Costa Rica ist ein Teil unseres täglichen Lebens geworden und Vieles wird langsam zur Gewohnheit.

Weil wir in Costa Rica nicht aufgewachsen sind, somit wie jeder Ausländer auch nie tief in der Gesellschaft sozial verbunden sein werden und einen  weltkritischen Geist uns bewahren konnten, können wir die tiefgreifenden Unterschiede hier im sozialen wie alltäglichen Leben und zwischen der alten und neuen Welt bis heute nicht ignorieren, allerdings tolerieren wir sie.

Wir müssen sie auch nicht akzeptieren. Deutschland, das Land mit einer höheren Kultur und einer noch älteren Geschichte. Dort sind wir groß geworden und haben eine ordentliche Ausbildung, einen soliden Beruf, gedankliche  Fähigkeiten und letzten Endes unser Einkommen zu verdanken. Viel mehr als die Meisten in Costa Rica je haben werden.

Gerade deshalb können wir in der heutigen Lebensphase das Beste aus zwei Welten genießen. Für ein behagliches und vor allem sorgenloses Leben ist Deutschland unserer Meinung nach für uns nicht dauerhaft geeignet. Deshalb wird Costa Rica unsere wahrscheinlich letzte Lebensetappe. Wir haben die permanente Aufenthaltsgenehmigung in der Tasche und können uns hier ohne zeitlichen Zwang bewegen.

Und jetzt kennst Du einen Teil unseres Lebens und die Motive. Wir bereuen trotz aller vielen Mühen diesen Ausfallschritt nicht. Er hat uns menschlich sehr weit gebracht und etwas gegeben, was den Meisten unserer Landsleute fehlt: Abenteuerlust, den Willen zur eigenen Veränderung und eine gewisse innere Stärke, mit völlig neuen Situationen fertig zu werden. Wer in ihm fremde Länder eintaucht, muss dieses Rüstzeug haben oder sich diesen aufbauen, sonst endet das im menschlichen Desaster.

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